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LARP im AIRSOFT, GEHT DAS ÜBERHAUPT?

LARP im Airsoft, geht das überhaupt?

Falls du dich jetzt fragst, was LARP überhaupt ist, erkläre ich das erst einmal zu Anfang. Falls du ein Urgestein des deutschen LARPs sein solltest, kannst du in der folgenden Einführung dein Wissen testen, ob du in den letzten 250 Jahren alles richtig verstanden hast.

LARP ist eine Abkürzung für „Live Action RolePlay“, in der für uns besser verständlichen Sprache bezeichne ich das immer gerne als „Live-Rollenspiel“.

Dabei denkt man sich als Mitspielender eine fiktive Rolle mit einem eigenen Charakter aus, die man gerne verkörpern möchte. Eine geeignete optische Darstellung in Form einer passenden Klamotte (meist „Gewandung“ genannt) unterstützt das visuelle Auftreten dieses Charakters.

Damit nicht „Legolas“ gegen „Batman“ kämpft geben LARP-Veranstaltungen (auch „Con“ genannt) einen gewissen Rahmen in Form eines Settings vor.

Das Spiel gestalten die Spieler mit ihren Charakteren selbst, was ohne große Vorgaben erfolgt und stark an Improvisationstheater erinnert.

Sehr häufig stehen andere Mitspieler den Organisatoren einer Veranstaltung als sog. „Nicht-Spieler-Charaktere“ (kurz NSC) zur Verfügung. Während Spielercharaktere auf eine längere Dauer und Spieltiefe ausgelegt sind, verkörpern NSCs z.B. Bewohner der Spielwelt oder Gegner eines Gefechtes und sind nur für den Moment ausgelegt. Sie bekommen seitens der Orga in der Regel klare Anweisungen, was sie tun sollen und wie sie sich zu verhalten haben.

Falls du dich nun fragst, was das alles mit Airsoft zu tun hat, muss ich dich an dieser Stelle um Geduld bitten, da mir die Erklärung einiger weiterer LARP-Grundlagen sehr am Herzen liegt. Aber ich verspreche dir, dass du danach nicht mehr durch das LARP-Tal der Ahnungslosen wandeln wirst. Und der Bogen zum Airsoft wird auch noch geschlagen. Versprochen!

Angefangen hat LARP mit einem dicken Regelwerk, doch mit der Zeit hat sich eine praktikablere Version mit nur wenigen Regeln durchgesetzt.

Anstelle Ausbildungspunkte für fiktive Fähigkeiten auszugeben setzt man nun auf DKWDDK. Ja, ich kann die Fragezeichen auf deinem Gesicht förmlich spüren… Dies ist eine Abkürzung für die äußerst pragmatische Regel „Du kannst was du darstellen kannst“, soll heißen, dass ich in einer Welt von Harry Potter nicht wirklich zaubern können muss – ich muss es nur gut darstellen können.

Als Combat Medic muss ich nicht Medizin studiert haben, ich muss es in meiner Darstellung nur glaubhaft rüberbringen.

In der zwischenmenschlichen Kommunikation im LARP-Spiel, also zwischen den Charakteren untereinander, verweise ich immer gerne auf die sog. „2-Regeln-Regel“. Diese besagt, dass man a) keine bestimmte Reaktion seines Gegenübers im LARP-Spiel erwarten sollte, wenn man diesen „anspielt“ - und b) man selbst irgendeine Reaktion zeigen soll, wenn man selbst angespielt wird. Es muss nicht die „beste“ oder „logischste“ Reaktion sein, aber Hauptsache sein Gegenüber nicht im „Regen stehen“ zu lassen. LARP lebt vom Mitmachen. Wer sich als LARP-Anfänger selbst fragt, ob er sich hier nicht gerade lächerlich macht, der sollte sich vor Augen führen, dass sein Mitspieler gegenüber ja gerade genau das Gleiche tut.

Nicht immer können Interaktionen in „Friede-Freude-Eierkuchen“-Stil ablaufen, zu einem realistischen Spiel gehören auch Konfliktsituationen.. Wichtig bei sog. „Konfliktspiel“ ist jedoch, dass man seinem Konfliktpartner immer eine Art „Hintertür“ offen lässt, so dass er in der Situation sein Gesicht (bzw. das seines Charakters) wahren kann. LARP-Spiel soll schließlich allen Spaß machen.

Sehr hilfreich ist dabei eine Phrase wie „Wenn meine Oma wüsste, wo ich hier hineingeraten bin...“ insofern sie vorher mit allen Mitspielern ausgemacht wurde. Auf diese Art kann man seinem Gegenüber signalisieren, dass man sich in der Situation sehr unwohl fühlt, ohne das LARP-Spiel zu unterbrechen. Alle beteiligten Mitspieler sollten dann darauf reagieren und ihr Rollenspiel etwas anpassen. Wie gesagt, die Absprache müssen aber auch alle kennen.

Wichtig beim LARP ist auch die Trennung zwischen „intime“ (alles, was beim Spiel innerhalb der Charakterrolle passiert) und „outtime“ (alles, was außerhalb der Rolle, also im realen Leben passiert). Echte Probleme sollten immer „outtime“ geklärt werden und niemals ihren Weg in das Spiel finden, genauso kann ständiges Reden über „outtime“-Themen die Atmosphäre eines guten LARP-Spiels stören.

Genauso wichtig sind auch die Trennung zwischen den verschiedenen Wissensständen bei „outime“  und „intime“. Während ich als Spieler hinter dem Charakter auf einem LARP zum Vietnamkrieg weiß, dass die US-Army 1972 aus NAM abziehen wird, weiß das der Charakter Sergeant Parker Anfang 1969 natürlich nicht.

Wenn du jetzt nach dem vielen Lesen noch weißt wo dir der Kopf steht, dann will ich noch auf Kampf, Verwundung und Charakter-Tod im LARP eingehen.

LARP-Kampf mit Airsoftwaffen ist eigentlich ganz simpel. Dünnes Ende des Gewehrs nach Vorne, abdrücken, hoffen dass man getroffen hat, Fertig. Nahkampf-Kapriolen mit Gummimesser oder Zweihandschwertern dürften eher die Ausnahme sein.

Wir alle wissen, dass Feuerwaffentreffer im echten Leben langwierige Verletzungsphasen wenn nicht gar den Tod zur Folge haben. Beim LARP will man natürlich selten nach dem ersten Gefecht für den Rest des Events im Lazarett landen, schon gar nicht seinen liebgewonnenen Charakter mit all seiner Geschichte ins Gras beißen sehen.

Um lange Gesichter und Frust in der Spielerschaft zu vermeiden hat man beim LARP die sog. „Opferregel“ bereitgestellt. Hier kann sich der getroffene Spieler die Auswirkung des Treffers selbst aussuchen und ausspielen. Ein vermeintlich tödlicher Treffer kann so noch irgendwie zu einer super schweren Verwundung umgemünzt werden, und die ewige Rolle der verstorbenen Helden bleibt unbeschriftet.

Beim Airsoft mit LARP-Elementen wird oftmals mit Trefferkärtchen gearbeitet. Beim Hit, zieht der Getroffene ein Kärtchen auf dem die Verwundung beschrieben ist. Persönlich habe ich aber auch gute Erfahrungen auf Airsoft-LARP-Events gemacht, bei denen die Spieler den Treffer genau dort ausgespielt haben, an dem er tatsächlich aufgetreten ist.

Da eine Genesungsphase beim LARP/Airsoft nicht wirklich eine spannende Angelegenheit ist, biegt man hier einfach ein bisschen die Realität. Medizinisch versorgte Truppen sind nach kurzer Zeit wieder voll einsatzfähig. Spielspaß geht hier eindeutig vor Spielkonsequenz!

 

Siehst du, wie geschickt ich den Bogen zum Airsoft geschlagen habe?

 

Werfen wir nun einen Blick darauf, welche Charakterrollen sich für Airsoft überhaupt eignen. Da sich Airsoft ganz rudimentär auf „Schießen“ reduzieren lässt, bietet sich in der Regel primär eine militärische Rolle an. Ob diese nun einen Soldat einer Armee, Kämpfer einer Guerilla-Einheit oder Milizionär einer Söldnertruppe darstellt, ist dabei von wenig Belang.

Der geneigte Leser wird sicherlich noch viele weitere Möglichkeiten von Charakterrollen im Airsoft-LARP aufzeigen können, seien es Imbiss-Betreiber oder Waffenhändler, allerdings sind diese Rollen dann sehr LARP-lastig und haben einen stark verminderten Airsoft-Anteil. Daher möchte ich mich auf die militärischen Rollen konzentrieren.

Anfänger im LARP sollten in ihrer Rolle auf das besinnen, was sie tatsächlich sind: Einen Anfänger. Nichts werden Sie glaubhafter darstellen können. Gerade wenn man mit LARP erst ein bisschen „warm“ werden muss, hilft die Rolle eines zunächst etwas schüchternen Rekruten. Es wird eine absolut überzeugende Darstellung sein und bietet eine wunderbare Basis seinen Charakter in jegliche Richtung weiterzuentwickeln.

Bau gerade zu Anfang deiner LARP-Karriere etwas aus deinem realen Leben in deine Charakterrolle ein. Das gibt dir Sicherheit bei Interaktionen zu diesem Thema.

Eine Rolle in der du Feldmarschall der Navy SEALs mit Medal of Honor bist, der gleichzeitig lange verschollener Sohn des US-Präsidenten ist und Chuck Norris ausgebildet hat, sowie reicher als Bruce Wayne ist… die wird sehr schnell langweilig. Auch für ihre Mitspieler.

Es ist einfach realistischer ein einfacher Mensch zu sein, der mal eine Heldentat begeht als überall  Dauer-Superhelden zu begegnen.

Ein cooler Charakter braucht auch einen coolen Namen. Treib es aber nicht zu wild oder allzu spaßig. Einen Mr. Ultimartin Monstor-Kill wird genauso wenig jemand ernst nehmen wie einen Donald Duck. Ebenfalls ungeeignet sind die kompletten Namen von real-existierenden Persönlichkeiten.

Überlege dir eine kurze und knappe Charaktergeschichte. Es reichen ein paar einfache Dinge wie Herkunft, ein vorheriger Job und familiäre Situation vollkommen aus. Meist wird eh niemand danach fragen, aber beim Ausspielen von Alltags-LARP-Situationen ist man vorbereitet und muss sich nichts spontan zusammenstottern. Bedenke nur, dass du dir alle Infos auch behalten musst, um sich später nicht in Widersprüche zu verwickeln.

Ach und ein absolutes NoGo in der Hintergrundgeschichte: „Meine Eltern wurden von Orks getötet, seit dem ziehe ich mit dieser Bande von Soldaten umher um Abenteuer zu erleben“...

 

An welchem Punkt stoßen sich LARP und Airsoft aber nun gegenseitig ab?

Grundsätzlich hat klassisches Airsoft einen gewissen sportlichen Wettkampfcharakter. Bei Spielmodi wie „Team Deathmatch“ geht es darum das gegnerische Team zu besiegen. Es gibt einen klaren Gewinner.

LARP hingegen kennt eigentlich keine Gegner, sondern nur Mitspieler. Hier sollte der Style und gutes Rollenspiel im Vordergrund stehen, unabhängig davon wer in der Situation die Oberhand behält. Denn am Ende gewinnen beide Spieler durch den Spaß, den es gemacht hat.

Die Schwierigkeit besteht also darin, eine Brücke zwischen diesen beiden „Welten“ zu schlagen. Und vor allem LARP-Einsteigern den Unterschied bewusst zu machen.

 

Bevor ich also zum Ende des Artikels komme, möchte ich dir noch den Rat mit auf den Weg geben, dass „Gewinnen-Woller“ im LARP genauso ungern gesehen werden wie „Highlander“ im Airsoft.

Airsoft-Events mit hohem LARP-Anteil sind u.a. die „OP Tschernobyl“ der Airsoft-Helden und die „Outpost“ von privaten Organisatoren.

Letztendlich kann ich der LARP- und Airsoft-Community nur wünschen, dass sie weiter zusammenfinden, denn eine Kombination aus beidem ist definitiv möglich.

Und jeden LARP-interessierten Airsoftspieler möchte ich ermuntern LARP einfach mal auszuprobieren. Oder wie ein äußerst höflich gemeinter Ratschlag aus der LARP-Szene so schön sagt: „Spiel‘s aus, du Sau!“

Viel Spaß. Euer callsign_tiger (LARPer seit 249 Jahren)

 

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