Funk im Airsoft – Was darf ich, wie mach ich‘s?
1. Was darf ich?
Zunächst kommen wir zu dem Punkt des Rechtlichen. Dabei ist mir bewusst, dass das ist immer ein sehr trockenes Thema ist und ich gleich zu Beginn des Artikels den ein oder anderen Leser verschrecke. Aber es lohnt sich weiterzulesen, um sich funktechnisch in Deutschland auf sicherem Terrain zu bewegen.
1.1 Darf ich als Privatperson in Deutschland funken?
Ja, darf man. Allerdings nur in stark begrenzten Frequenzbereichen, im sog. „Jedermannsfunk“. Am bekanntesten und verbreitesten ist der sog. PMR-Funk. Dabei steht PMR für Personal/Private Mobile Radio.
PMR bewegt sich in dem Frequenzbereich von 446.000 bis 446.200 Mhz im UHF-Band, daher würde man richtiger Weise „PMR446“ sagen. Die Frequenzen sind grundsätzlich in 16 Kanäle (früher nur 8, daher kennen viele ältere Geräte nur 8 Kanäle)
Die PMR-Kanäle sind in fast allen europäischen Ländern zu gelassen.
Daneben gibt es noch andere freie Funkbereiche wie Freenet oder CB-Funk, die aber nur eine marginale Rolle spielen und für Airsoft weitestgehend uninteressant sind.
Daher werde ich diese weniger beleuchten.
1.2 Welche Geräte darf ich verwenden?
Das Funkgerät muss ein Zulassungszeichen für den Betrieb in Deutschland haben, muss eine feste Antenne besitzen, die nicht gewechselt werden kann und darf nicht mit mehr als 0,5 Watt Leistung senden.
Üblicherweise erfüllen PMR-Geräte von Alan/Midland, Kenwood, Motorola, Team, Icom. u.a. diese Voraussetzungen.
Auf Verkaufsplattformen werden sehr oft günstige UHF/VHF-Geräte z.B. von Boafeng angeboten. Diese erfüllen die o.g. Voraussetzungen nicht. Rechtlich gesehen dürfen die zwar erworben und besessen werden, deren Betrieb ist allerdings in Deutschland illegal.
1.3 Zubehör
Ohrhörer und Funktasten sind mittlerweile eher als „Headsets“ und „PTT“ (Push-To-Talk) bekannt. Um sein Funkgerät beim Spielen nicht in der Hand tragen zu müssen, macht die Anschaffung davon sehr viel Sinn.
Bei den PTT muss man nur darauf achten, dass diese auch den passenden Anschlussstecker für das PMR-Funkgerät hat. Am häufigsten findet man Kenwood-Stecker und Midland-Stecker, daher sollte man dies bei der Anschaffung eines Funkgerätes bedenken.
2. Der Betrieb, alles eine Frage der richtigen Einstellung?
Gleich zu Beginn sollte man sich auch mal mit dem Funkgerät auseinandersetzen. Was macht welche Taste? Wie ändert man die Einstellungen des Funkgerätes?
2.1 Biggest Mistake
Was ich jedem Besitzer immer versuche einzubläuen ist die Tatsache, dass man als erstes die Vox-Funktion seines PMR-Gerätes abschalten sollte. Vox verursacht einen „Babyfon-Modus“, sobald das Mikrofon ein Geräusch in einer gewissen Lautstärke verzeichnet, sendet das Funkgerät ohne dass eine Sendetaste gedrückt wird. Ich sage euch: Nichts ist ätzender, wenn auf einem Event der Funkkanal durch das Schnaufen eines Spielers blockiert wird, der gerade einen Hügel oder einen Treppe hinaufläuft….
2.2 Größter Irrglaube
Zu jedem der PMR-Kanäle lassen sich über das sog. CTCSS zusätzlich Filter (Pilottöne genannt) einstellen. Sehr oft werden diese fälschlicher Weise als „Unterkanäle“ bezeichnet. Sobald man einen Pilotton zu einem PMR-Kanal einstellt, kann man nur noch die Funkgeräte empfangen, die den gleichen Pilotton eingestellt haben. Beim Funken wird trotzdem der komplette Kanal belegt, alle anderen Funkgeräte auf dem gleichen Kanal unterdrücken die Ausgabe des Funkspruchs einfach. Somit besteht die Gefahr, dass zwei Spieler gleichzeitig funken, sich dabei überlagern und dann wundern, dass niemand sie empfängt.
2.3 Denken-Drücken-Sprechen
Vor jedem Funkspruch sollte man sich Gedanken machen, was man eigentlich sagen will. Kurz und Knapp ist hier die Devise.
Erst dann sollte man die Sprechtaste drücken.
Der Äther ist voll von Funkern, die munter drauflos senden. Dabei reden sie gleich mit dem Drücken der Sendetaste. Auf diese Art wird meistens die erste Silbe „verschluckt“; Und wenn genau diese Info wichtig war, bekommt das Gegenüber sie nicht mit.
Am besten gewöhnt man sich an, nach dem Drücken der Sendetaste noch eine halbe Sekunde abzuwarten und dann erst zu sprechen.
Apropos Sprechen: Sprecht am Funk langsam und deutlich.
2.4 Buchstaben und Zahlen
Um Buchstaben zum Beispiel bei Buchstabieren zu senden benutzt man entweder das sog. NATO-Alphabet (Alpha – Bravo – Charlie…usw.) oder die deutsche Buchstabiertafel (Anton – Berta – Cäsar...usw.). Dabei spricht man das entsprechende Wort/Namen um einen Buchstaben zu übermitteln.
Bei Zahlen sollte man darauf achten, dass sich Nummern „Zwei“ und „Drei“ über Funk ziemlich ähnlich anhören. Deswegen wird i.d.R. die „Zwei“ als „Zwo“ gesprochen. Im amerikanischen wird die „Neun“ häufig als „Niner“, die „Drei“ als „Tree“ und die „Null“ als „O“ (wie Otto) ausgesprochen.
3. Funken bis die Funken fliegen
Beim Funk sollte man sich bewusst sein, dass nicht nur mein Gegenüber hört, sonder es eine Vielzahl von Mithörern auf dem gleichen Kanal gibt.
Um sich nicht zum völligen Horst zu machen gibt es ein paar Konventionen. Wenn man davon die einfachsten beachtet, wandelt man schon auf sicherem Terrain.
3.1 Kommunikation eröffnen (jemanden anfunken)
Eine Funkkommunikation sollte man mit zwei Informationen beginnen: Wer bin ich und wen will ich erreichen, also ein klassisches „Hier Clint, rufe Eastwood“.
Persönlich finde ich angenehmer, wenn man zuerst den nennt, den man ruft und dann sich selbst. Beispiel „Bravo Alpha Six von Tiger Two-One, kommen“.
Das hat den Vorteil, dass alle anderen im Funkkreis augenblicklich nicht mehr aufmerksam sein müssen, da sie nicht angesprochen sind.
3.2 Während des Funkens
Nochmals: Kurz und Knapp!. Langatmige oder ausschweifende Beschreibungen sollte man im Funk nicht verwenden. Im Zweifel muss man alles dreimal wiederholen, weil das Gegenüber nur die Hälfte verstanden hat.
Wenn ich mein Senden beende, zeige ich das mit einem „Kommen“ oder „over“ an. So zeige ich meinem Gegenüber an, dass ich fertig bin. Manche Funkgeräte besitzen einen sog. „Roger-Beep“, also einen kurzen Piepton, der gesendet wird, wenn ich die Sprechtaste loslasse. Dann kann man sich eigentlich das „Kommen“ sparen.
Ist die komplette Kommunikation fertig, beendet man es grundsätzlich die beginnende Stelle mit „Ende“ oder „Out“. (Danach ist auch Ende, der andere muss nicht auch noch „Ende“ sagen)
Einer Frage stelle ich das Wort „Frage“ voran.
3.3 Knigge im Funk...
Im Funk soll allgemein Funkdisziplin herrschen. Das bedeutet u.a. dass keine Witze oder dummen Sprüche über Funk gerissen werden.
Genauso wartet man, bis eine komplette Kommunikation abgeschlossen ist und beginnt nicht mitten drin eine Zusätzliche. Sollten sich zwei Teilnehmer mitten in der Kommunikation nicht mehr empfangen beenden sie das Gespräch mit „Keine Aufnahme, Ende“.
Beim Funken in deutscher Sprache werden alle Teilnehmer mit „Sie“ angesprochen.
3.3a … und wie es wirklich aussieht.
Beim Airsoft erlebt man es regelmäßig, dass genau diese Regeln so gut wie nie eingehalten werden. Aber jetzt kann sich hier keiner mehr rausreden, er habe das nicht besser gewusst.
3.4 Beispiel einer Kommunikation
Das HQ will von dem Spieler „Junior“ (Funke mit Roger Beep) wissen, wie die Verständlichkeit ist, wo er sich gerade befindet und ihm sagen wohin er gehen soll...
- „Junior von HQ, kommen“
- „Junior hört“ <beep>
- „Frage Verständigung, kommen“
- „Klar und deutlich“ <beep>
- „Frage Standort, kommen“
- „Standort Nordseite Hügel“ <beep>
- „Begeben Sie sich auf Hügelkuppe, kommen“
- „Verstanden“ <beep>
- „HQ Ende“
3.5 Abschließendes
Jetzt habt ihr einen groben Plan, wie es FUNKtioniert. Auf einer MilSim-OP werdet ihr euch zumindest nicht völlig lächerlich machen.
Auf einem Tages-Speedgame interessiert es sowieso keinen, ob man „Hey Flo, wo bist du?“ funkt...